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Immobilien: Bittere Pille

Nicht erst seit der Finanzkrise gelten Immobilien als Schutz gegen die Inflation. Seit die Welt aber in den schweren Sturm der Finanzkrise geraten ist, die in ihrem Ursprung eine Immobilien- bzw. Finanzierungskrise ist, suchen viele Zeitgenossen nach Anlagen, die einerseits nicht den dramatischen Schwankungen an den Börsen unterliegen, zum anderen aber auch vor der Inflation geschützt sind.

Immobilien: Studie entzaubert den Inflationsschutz

Gold und Immobilien: Diese beiden Anlageformen werden in Krisenzeiten immer wieder als passende Wahl genannt. Doch das stimmt offenbar so nicht, jedenfalls nicht so pauschal, wie der Ratschlag aussieht.

Eine langfristig ausgerichtete Studie des Analysehauses Bulwien Gesa hat seit 1975 die Geldentwertung und die Wertsteigerung von Immobilien gegenübergestellt. Dabei ist als Fazit herausgekommen, dass sich die Lebenshaltungskosten stärker erhöht haben als die Immobilienpreise.

Seit 1975 sollen sich nach Erkenntnissen von Bulwien Gesa die Kosten des Lebensunterhalts um 130 Prozent erhöht haben. Der Index von Mieten und Gebäudepreisen hat sich demzufolge um 105 Prozent erhöht. Die Berechnung dieses Index basiert auf 125 deutschen Städten.

Das widerspricht der gängigen Einschätzung, nach der die Inflation auch die Werte von Immobilien nach oben treibt und so defacto vor der Geldentwertung schützt.

Gewerbeimmobilien schlechter als private

Und das gilt besonders für gewerbliche Immobilien, die in der Studie noch schlechter abscheiden als private. Büros und andere Immobilien, die gewerblich genutzt werden, sind eigentlich häufig an die gegenwärtige Preisentwicklung angebunden, dennoch kommt die Studie nur zu einer Wertsteigerung bzw. Mieterhöhung von 80 Prozent.
Die Einschätzung wird vom Institut für Deutsche Wirtschaft bestätigt. Interessant ist, dass private Wohnhäuser immerhin auf einen Wertzuwachs von 120 Prozent seit 1975 kommen und damit deutlich besser abschneiden als Gewerbeimmobilien.

Drastische regionale Unterschiede

Die Initiatoren der Studie haben bei ihrer Untersuchung erhebliche regionale Unterschiede bei der Preisentwicklung festgestellt. Grundsätzlich hängt diese an der wirtschaftlichen Entwicklung der Städte: Wenn dort Abschwung herrscht, kaufkräftige Bewohner fortziehen, geht es den Mieten und Immobilienwerten schlecht. Umgekehrt steigen diese bei guter wirtschaftlicher Entwicklung.
Paradebeispiel ist München, wo sich der Immobilien-Index pro Jahr im Schnitt um drei Prozent erhöhte, während das wirtschaftliche seit Jahrzehnten strauchelnde Bremen nur auf durchschnittlich zwei Prozent erhöht hat.
Allerdings hat auch diese Gegenüberstellung einen Pferdefuß: Dort, wo die Immobilienpreise hoch sind, bleiben die Renditen niedrig. Immerhin sind in wirtschaftlich stabilen Gebieten keine Bauchlandungen zu erwarten, wie sie Anlegern etwa in Berlin oder in vielen ostdeutschen Städten widerfahren sind.