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Ein Nager namens Inflation

Wann immer Finanzkonzerne mit Produkten für die Altersvorsorge auf Kundenjagd gehen, wird in schönen Berechnung damit geworben, was aus dem angesparten Geld werden kann. Dabei kommen zum Teil toll klingende Summen heraus, die bei Sparverträgen, Lebensversicherungen oder Anlagen in Fonds nach Ablauf der Sparfrist herauskommen werden. Schon vergleichsweise kleine monatliche Summen führen dann zu relativ hoch klingenden Erträgen. Die Betonung liegt allerdings auf dem Wörtchen „relativ“, denn das ist in vielfacher Hinsicht unsicher.

Rendite und Inflation

Die Berechnungen sind immer Beispielrechnungen. Oft nehmen Versicherungsgesellschaften als Wert an, was in einem vergleichbaren Zeitraum in der Vergangenheit (!) aus dem ausgesparten Geld geworden wäre. Das wird auf die Zukunft angewandt und auf dieser Basis entsteht dann eine Summe, die zum Beispiel im Jahr 2040 erreicht wird, wenn man 100 Euro monatlich spart und eine Rendite von xy Prozent erzielt wird.
Einmal ist natürlich unklar, ob es auch in der Zukunft wirklich derartige Renditen geben wird, wie in der Vergangenheit. Vor allem die 1990er Jahre waren Hochzeiten der Rendite, glücklicherweise fließen mittlerweile auch die Baissezeiten des neuen Jahrtausends mit in die Berechnungen ein. Trotzdem muss hier sehr vorsichtig agiert werden, denn niemand kann wirklich sicher sein, ob die Zukunft auch nun annähernd ähnlich gute Renditen bringt.
Selbst wenn das gelingt, muss die Summe kritisch beleuchtet werden, denn es gibt noch einen anderen Faktor, der beeinflusst, was wirklich unter dem Strich herauskommt: die Inflation.

Inflation frisst Rendite

In der Regel fließt in die Beispielrechnungen nicht die wertsenkende Inflation ein. Diese aber ist ein wesentlicher Faktor für das, was wirklich an Geld nach der Ansparphase herauskommen wird. Experten gehen davon aus, dass die meisten Menschen diesen Faktor trotz seiner recht stattlichen Bedeutung ignorieren bzw. gar keine Kenntnis davon haben, dass die Inflation eine wichtige Rolle spielt.
Wer zum Beispiel über 30 Jahre spart und am Ende einen Betrag von 100.000 Euro erhält (inklusive der wie auch immer erzielten Rendite), wird bei einer Inflation von einem Prozent pro Jahr real noch 74.192 Euro haben.
Dieser Wert bezieht den langsamen Kaufkraftverlust mit ein: Die Inflation sorgt dafür, dass man für das gleiche Geld weniger einkaufen kann als in der Vergangenheit. Schon bei mageren einem Prozent Inflation wird wegen der langen Zeit ein stattlicher Teil des Geldes weggefressen.
Nun hat die Inflation in den zurückliegenden Jahren auf deutlich höherem Niveau gelegen. Und das hätte auf die angeführte Beispielrechnung dramatische Folgen. Bei einer jährlichen Inflation von drei Prozent wären in 30 Jahren die 100.000 Euro nur noch 35.628 Euro wert, also gut ein Drittel.
Mit der Inflation ist es natürlich wie mit der Rendite: Man kann nicht sicher sagen, wie hoch diese ausfallen wird. Nur eines ist ausgesprochen unwahrscheinlich: keine Inflation.

Trotzdem Sparen!

Wer nun meint, alles sparen sei zwecklos, befindet sich allerdings auf dem Holzweg. Verschiedene Sparprodukte erzielen eine Rendite, die über dem liegt, was die Inflation an Kaufkraft wegfrisst. Das hat den Vorteil, dass unter dem Strich auch inflationsbereinigt ein Wertzuwachs erzielt werden kann.
Wichtig ist nur, dass man sich nicht von den Zahlen aus den Werbebroschüren blenden lassen sollte, ohne die Renditeunsicherheit und die Auswirkungen der Inflation zu berücksichtigen.